Piraten der Karibik – Die Achse der Hoffnung

Von Jens Kastner · · 2007/09

Tariq Ali

Diederichs Verlag, Kreuzlingen/München 2007, 304 Seiten, € 22,-

Tariq Ali, der in Pakistan geborene, seit Jahrzehnten in London lebende linke Autor und Filmemacher hat ein wütendes Buch geschrieben. Brennende Dollarscheine, Piratenschiffe vor einer nächtlichen Skyline und die Gesichter von Evo Morales, Fidel Castro und Hugo Chávez zieren das Cover. Auch Ali selbst bezeichne sich als Pirat, sagt der Klappentext, und von solchen handelt auch das Buch, das, und da könne man laut Ali sicher sein, „definitiv eine Streitschrift“ sei. Das stimmt. Der Alt-68er weist seine Schilderungen aus Venezuela, Bolivien und Kuba, deren Präsidenten vom Buchdeckel grinsen, als Ergebnis vieler Lateinamerika-Reisen aus. Geschichte und Gegenwart der drei genannten Länder stehen im Mittelpunkt der Betrachtungen, sie gelten Ali, wie der Titel schon sagt, als „Achse der Hoffnung“.
Die Hoffnung besteht in einer politischen Perspektive, die sich dem neoliberalen „Washington Consensus“ widersetzt. Zweifellos, die Außenpolitik der USA, immer wieder im Visier von Alis Polemiken, ist im Hinblick auf Lateinamerika kaum anders als verbrecherisch zu bezeichnen: Mehrere Beteiligungen am Sturz demokratisch gewählter, linker Präsidenten sind nur der Gipfel einer Doktrin, die den Subkontinent zum Hinterhof erklärt hatte. Alis Antiamerikanismus allerdings treibt bedenkliche Blüten, mit denen sich auch die hiesigen Solidaritätsbewegungen nicht schmücken sollten.
Auch scheint es Ali nicht besonders bedenklich, dass sich in den „Vorstadtgassen und Bretterbuden“ der arabischen Welt „ein radikaler Wind“ entfaltet, solange er sich nur gegen die USA richtet. Was hier fehlt, ist nicht etwa demokratisches Bewusstsein oder gar eine Distanz zu religiösem Wahn, sondern bloß ein richtiger linker Caudillo: „Führerfiguren wie Chávez oder Morales müssen sich in diesem Teil der Welt erst noch zeigen.“
Ein schönes Buch ist das nicht geworden. Die gelungenen Polemiken gegen die Neoliberalen aller Arten werden durch die antiamerikanische Verblendung und den Staatsfetischismus leider arg geschmälert. Eine Streitschrift, ja. Aber Piraten haben ja noch nie ausschließlich als Robin Hoods der Meere gewirkt, sondern immer auch mit brutaler Willkür gewütet.

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